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Alternativen zu Pay-to-Win? Was die Videospielbranche von anderen Industrien lernen kann

Videospiele werden immer realistischer, grafisch anspruchsvoller und komplexer. Dies ist eine Entwicklung, die sicherlich von jedem Gamer begrüßt wird. Doch nicht alles kann als Fortschritt bezeichnet werden. Hierzu zählen die Geschäftsmodelle. In der Vergangenheit war es wesentlich einfacher gewesen. Man kaufte ein Spiel, installierte es und konnte loslegen, ohne sich weitere Gedanken machen zu müssen. Nicht so bei den Mikrotransaktionen, die sich immer stärker in der Spieleindustrie etabliert haben.

Die traditionellen Geschäftsmodelle ändern sich

Bei Videospielen unterscheidet man traditionell zwischen Free-to-Play und Pay-to-Play. Free-to-Play ermöglicht einen kostenlosen Zugang zu den Spielen, allerdings können kosmetische Gegenstände für Geld erworben werden. Dem entgegen steht Pay-to-Play. Damit wurden ursprünglich MMORPGs gemeint, die ein monatliches Abonnement voraussetzten. Dazu gehören große Titel wie World of Warcraft oder auch Star Wars: The Old Republic.

Dieses Geschäftsmodell hatte sich eine Weile als lukrativ erwiesen. Besonders im Falle von Star Wars konnte man die Beliebtheit des Franchise nutzen, welche auch zahlreiche andere Titel wie Star Wars Knights of the Old Republic II inspirierte. Diese einfache Unterscheidung der Modelle ist allerdings heute nicht mehr möglich. Viele Free-to-Play-Spiele haben sich grundlegend verändert. Anstatt rein kosmetische Zusatzinhalte zu bieten, können Käufer sich bei Spielen wie Warframe, Clash of Clans oder Neverwinter praktisch Vorteile gegenüber anderen Spielern erkaufen.

So kann man beispielsweise in Neverwinter laut Buffed Bosskämpfe durch Echtgeldeinsatz einfach gewinnen. Man muss nur eine Schriftrolle kaufen, welche die ganze Spielergruppe wiederbeleben kann und somit einen massiven Vorteil gegenüber anderen Spielern verschafft. Hierbei handelt es sich um das Pay-to-Win-Prinzip, welches sich zuerst in Form von Free-to-Play-Spielen eingeschlichen hatte.
IMAGE SOURCE: pexels.com


Pay-to-Win nachdem man ein Spiel gekauft hat?

Doch Pay-to-Win findet man nicht nur bei kostenlosen Spielen. So gibt es vermehrt auch Spiele, welche man kaufen muss, nur um später mit Mikrotransaktionen konfrontiert zu werden. Im Vordergrund dieses Trends steht Activision. Der Publisher ist verantwortlich für den Titel Call of Duty Black Ops. Das Spiel erzielte generell gute Kritiken und weist neben einer Batte-Royale-Arena auch einen Zombiemodus auf.

Doch es gab viel Ernüchterung, als Loot-Boxen in einem größeren Update nachträglich eingebaut wurden. Diese Boxen kann man entweder durch stundenlanges Grinding erhalten oder sich diese ganz einfach für Echtgeld im Store kaufen. Auch im Rennspiel Crash Team Racing Nitro-Fueled wurden Mikrotransaktionen im Nachhinein eingebaut, wie PCGames berichtet. In Bethesdas Spiel Wolfenstein: Youngblood werden Spieler wieder getreu den Vorgängern Nazis bekämpfen können. Diesmal geht es in eine alternative Zeitlinie, wo man das besetzte Paris der 1980er befreien muss.

Andere Neuerungen beinhalten einen Koop-Modus, aber auch die Einführung von Mikrotransaktionen. Diese wurden allerdings von Anfang an ins Spiel eingebaut und beinhalten rein kosmetische Gegenstände. Das ist schon mal etwas. Doch sollte man nicht den vollen Zugang zu einem Spiel erhalten, für welches man bezahlt hat?

Von diesen Industrien könnte die Videospielbranche lernen

Der Zweck von Pay-to-Win besteht darin, Spielern eine Möglichkeit zu geben, sich selber stärker zu machen und von der breiten Masse abzuheben. Dadurch soll das Spielerlebnis erhöht und Loyalität geschaffen werden. Doch dieses Konzept in kostenpflichtigen Spielen hatte bisher eine alles andere als positive Wahrnehmung erzeugt.

Hierbei könnte die Spielebranche von anderen Industrien lernen, wo man kreative Methoden gefunden hat, Anreize zu schaffen. Bei der Casino-Industrie besispielsweise geht es genau wie bei Videospielen ums Gaming. Kundengewinnung findet dort vermehrt über Anmeldeboni statt. So erhält man bei Betway einen Willkommensbonus von bis zu 1000 Euro. Hierbei schenkt der Anbieter Spielern bei den ersten drei Einzahlungen Geld, welches frei für diverse Spiele verwendet werden kann. Anreize werden auch bei vielen Onlinebanken geschaffen. Ein schneller Anmeldungsprozess, keine Kontoführungskosten und sehr geringe Kreditkartengebühren stellen sich als äußerst populär dar.

Darüber hinaus erhält man bei der Berliner Onlinebank N26 ein Geldgeschenk, wenn man seine Freunde einlädt. Ein weiteres Konzept wird von vielen Einzelhändlern und Onlinegeschäften verwendet. Hierbei handelt es sich um Treueprogramme. Wenn Kunden Geld ausgeben, können diese Punkte sammeln. Nach einer bestimmten Anzahl können diese Punkte eingetauscht werden und man erhält Discounts für seinen nächsten Einkauf oder sogar eine kostenlose Prämie. Häufig wird dabei auch das Prinzip der Gamification benutzt, um Kunden zu binden. So hatte die W&V in einem Interview mit Experte Jörg Stefan festgestellt, dass diese Marketingstrategie äußert effektiv ist, da der Spieldrang jedem Menschen innewohnt.


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Fazit

Die Einführung von Mikrotransaktionen in Kaufspielen ist immer noch höchst experimentell. Ob sich dieses Konzept durchsetzen kann, hängt auch davon ab, wie oft diese Spiele gekauft werden. Der Unmut unter Gamern könnte sich schnell zu einem Bumerang entwickeln. Videospielunternehmen wie Activision oder Bethesda würden gut daran tun, sich von den Strategien anderer Industrien inspirieren zu lassen oder wieder zurück zu den traditionellen DLCs zu gehen, um die fortlaufende Entwicklung von Spielen zu finanzieren.




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