Test in Ausgabe: 33 (12/00) 
System: Dreamcast
Hersteller: Tremor
Version: USA 
   
KISS - Psycho Circus ist ein Ego-Shooter, der auf den gleichnamigen Comics von Todd McFarlane basiert. Mit vier verschiedenen Charakteren ballert man sich durch 3D-Stages, die von 23 Monster-Arten bevölkert sind: Eklige Clowns mit Spinnenbeinen, widerliche Käfer und Wurfsterne schleudernde Psychopathen gehören noch zu den harmloseren Gegnern. Hartnäckig sind „Teleporter“, aus denen unendlich viele Gegner strömen: Erst wenn der Teleporter zerstört wurde, herrscht für eine Weile Ruhe. Man läuft durch dunkle Kathedralen, düstere Kellergewölbe und modrige Häuser. Die Framerate liegt max. bei 60 fps, fällt aber bei Drehungen stets unter 30 fps.
Es gibt zwölf unterschiedliche Waffen. Darunter Schlagwaffen wie ein Schwert, die druckvolle Magma Cannon, die feuerstarke Zero Cannon oder eine besonders tödliche Spirit Lance. 
  
Mit dem Einsammeln von Power Ups erhält man frische Energie und Munitionsnachschub für die Waffen. Schlüssel dienen ebenso zum Türenöffnen wie Schalter, die Stahltore und Gitter zur Seite schieben. Bewegt sich das stets sichtbare Faden-kreuz der Waffe über eine zu bedienende Tür oder einen Schalter, leuchtet es grünlich. Rot signalisiert, dass sich ein Gegner in Schussweite befindet. 
In jeder Stage sind Teile einer Rüstung zu finden. Hat man sich Eisenstiefel, Ledergürtel und Panzerung einverleibt, erhält man gestärkt sogar neue Fähigkeiten: Dicke Plateau-Stiefel ermöglichen extra weite Sprünge. 
  
Die Steuerung ist nicht mit der Maus sondern nur per Joypad möglich: Mit dem Y Button läuft man nach vorne, mit A nach hinten, mit X und B zu den Seiten. Den Blick und damit die Position des Fadenkreuzes schwenkt man mit dem Analogstick. Sprünge sind mit dem L Button möglich, während mit der R Taste eine Waffe aktiviert wird. Das digitale Steuerkreuz wechselt die Waffe, aktiviert Schalter oder Türen und versetzt die Spielfigur in eine duckende Haltung.
Der Spielstand wird nach Beendigung eines Abschnitts automatisch gesichert. Rücksetzpunkte erleichtern nach dem Ableben den Wiedereinstieg.
         
                     

JENS SAYS:
                        
Als ich das Windows CE (Windows Crap Entertainment) Logo im Startbildschirm sah, sank meine Vorfreude dramatisch in den Keller. Etwa dieselbe Stimmung vermitteln auch die dunklen Stages, in denen man den bizarren Gegnern die Lebenslichter auspustet. Grundsätzlich frage ich mich, warum dieser Ego-Shooter 'KISS' heisst. Von der Band ist nämlich nicht allzu viel zu sehen, geschweige denn zu hören. Man hätte das Spiel auch ruhig 'Marienhof' oder 'Nachtjournal' nennen können. 
Zur Technik: Die Framerate wackelt so vor sich hin und verabschiedet sich gerne mal unterhalb von 30 fps. Der Soundtrack erinnert mich an gruselige Italo-Popmusik aus alten Bud Spencer Filmen. Die AI der Gegner hat einige Denkfehler und ist nur mässig. Nervend sind hingegen die Teleporter, durch die sich unendlich viele Kreaturen in die Stage beamen. Der begrenzte Munitionsvorrat ist in so einem Fall schnell verbraucht und ein Leben gleich mit. 
Habe ich etwas vergessen? Wie hiess noch gleich das kleine Gimmick des Dreamcast, das es für den PC in ausgereifterer Form gibt? Ach ja, Internetfähigkeit. Die fiel bei KISS wieder mal der Schere zum Opfer. Wäre ja noch schöner, einer internettauglichen Konsole einen Shooter zu spendieren, der online gegeneinander gespielt werden könnte. „Tolle Online-Offensive“, weiter so.... Von Maus- und Keyboard-Unterstützung haben die Programmierer ebenfalls noch nichts gehört, obwohl die Joypad-Steuerung ganz passabel ist. Nur das Zielen wird in hektischen Situationen etwas schwierig und hakelig.
KISS - Psycho Circus ist ein eintöniger Ego-Shooter mit tristem Level-Design und durchwachsener Technik, der leider nicht über gehobene Mittelmäßigkeit hinaus kommt.